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Der Blumenmann

Um die Vorgeschichte dieser Erzählung zu kennen, sollte man die über zehn Jahre alte Geschichte "Der Organist" gelesen haben. Und da diese Fortsetzung hier wieder einmal um einiges länger geworden ist, als geplant, habe ich sie in Unterkapitel aufgeteilt:

+ Erleichterung +
+ Entdeckung +
+ Erkundung +
+ Erlösung +
+ Enthüllung +

+

Erleichterung

„Was haben Sie gefühlt, als Sie den Ring ins Meer geworfen haben?“ Sie betonte die Worte „den Ring“ in einer Weise, als wolle sie ihnen imaginäre „Gänsefüßchen“ verpassen, verzichtete jedoch auf die übliche Bewegung mit den Fingern in der Luft. Ihr Tonfall in Verbindung mit einer hochgezogenen Augenbraue erfüllte allerdings den gleichen Zweck. Ich ging nicht auf diese Provokation ein, wenn es denn überhaupt eine solche hatte sein sollen. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich das trotz meiner journalistisch geschulten Beobachtungsgabe noch nicht einschätzen.

Miss Elizabeth Edevane war eine streng wirkende Dame in ihren Sechzigern, die das weiß-graue Haar zu einem ordentlichen Dutt hochgesteckt trug. Ihre auffällige Halskette aus übertrieben großen Türkisen passte außerordentlich gut zu ihrem frühlingshaften Leinenkleid in der gleichen Farbe. Über eine randlose Lesebrille hinweg sah sie mich mit einem ernsten, aber nicht weiter zu durchschauenden Gesichtsausdruck an und blickte mir prüfend in die Augen. Miss Edevane war meine Therapeutin. Zumindest gab ich ihr heute bei unserer ersten Sitzung die Chance, eben jene zu werden.

Seit meinem Erlebnis mit dem Geist des Organisten auf meiner Recherche-Reise an der irischen Küste hatte sich doch mehr verändert, als ich es mir je hätte vorstellen können. Meinen Job bei „Man’s Choice“ hatte ich gekündigt und London daraufhin komplett den Rücken gekehrt. Ich wohnte momentan in einem kleinen, aber genauso heimeligen Apartment, das sich im ersten Stock eines Backsteinhauses über einem Friseursalon im ländlichen Haslemere befand. So hatte ich zumindest außerhalb der Geschäftszeiten meine Ruhe, denn weitere Mieter gab es nicht.

Ich hatte mich schnell an das einfache, beschauliche Leben in Haslemere gewöhnt. Hier gab es zwar genug Möglichkeiten, soziale Kontakte zu pflegen, um nicht zu vereinsamen, aber das Tempo war beschaulich und die Welt prasselte nicht so aufdringlich auf mich herein, wie ich es aus den größeren Städten bisher gewohnt war. In den gepflasterten Gassen mit den kleinen Geschäften und Cafés in den malerischen Backsteinhäusern konnte man ganze Tage nur mit dem Beobachten von Menschen, sowohl der Einheimischen als auch der Touristen, verbringen. Abends wurde es dann recht schnell herrlich still in Haslemere und ich konnte am Fenster meines Apartments sitzen und schreiben. Mein Apartment war so klein, dass ich es allein mit dem antiken, schmiedeeisernen Holz-Ofen komplett beheizen konnte. Und das war auch jetzt im Frühling manchmal noch dringend notwendig.

Ich arbeitete nebenher immer noch freiberuflich als Journalist und Autor – das klingt natürlich nach deutlich mehr, als es wirklich war. Ich las hin und wieder Texte Korrektur, fungierte als Co-Autor verschiedenster kleiner Werke, die meist von unabhängigen Verlagen in geringer Stückzahl oder gleich rein digital veröffentlicht wurden und schrieb gelegentlich Artikel für Magazine. Meist waren das Zeitschriften aus dem Bereich des Paranormalen, denn meine Begegnung mit dem Geist des Organisten in Irland hatte mir quasi wie von selbst ein neues Publikum verschafft. Von all dem wurde ich natürlich bedauerlicherweise nicht einmal ansatzweise reich und arbeitete deshalb, sozusagen hauptberuflich, als Teilzeitkraft in der kleinen Buchhandlung direkt gegenüber. Eine gewisse Begabung, andere Menschen von ungewöhnlichen Büchern zu überzeugen, war mir wohl in die Wiege gelegt worden. Nebenbei sammelte ich typisch englische Sagen und Geschichten, die ich irgendwann einmal selbst als Buch herausbringen wollte.

Immer wieder beschäftigte mich aber die Frage, was in jener Gewitternacht in Irland denn nun wirklich geschehen war und ob es vielleicht eine wissenschaftlich fundierte Erklärung für das gab, was in meinem Kopf da so los gewesen sein mochte. Dass ich den Ring des toten Organisten ins Meer geworfen hatte, war im Nachhinein betrachtet vielleicht ein Fehler gewesen. Denn sonst hätte ich noch einen physischen Nachweis für mein Erlebnis gehabt, den ich wie eine Trophäe in diesem Moment hätte vorzeigen können. Aber wie das mit Erlebnissen nun mal so ist, vor allem mit solchen Erlebnissen, verblasst die Erinnerung daran im Lauf der Zeit erschreckend schnell. So gab es inzwischen Momente, in denen ich selbst nicht mehr so genau wusste, was ich damals wirklich gesehen und gehört hatte.

In einem der einschlägigen Geister-Foren im Internet, denen ich auf der Suche nach Antworten beigetreten war, hatte mir ein User namens „mIsSsuS72“ den Tipp gegeben, doch mal bei Miss Edevane nach einem Termin zu fragen. Sie hätte für „solche Dinge“ ein offenes Ohr. Was für ein Glück, dass ihre Praxis im noch verschlafeneren Fernhurst in einem ganz von Efeu eingewachsenen Reihenhäuschen nur wenige Kilometer von Haslemere entfernt lag. Und das mit dem Termin hatte ebenfalls erfreulich schnell funktioniert.

Freundlicherweise hatte mir Miss Edevane auch eine kurze Wegbeschreibung zukommen lassen für den Fall, dass ich die Strecke mit dem Fahrrad zurückzulegen beabsichtigte, was ich nach kurzer Überlegung dann auch getan hatte. Das Fahrrad hatte ich mir erst vor kurzem zugelegt, weil ich mir fest vorgenommen hatte, mich mehr zu bewegen und überhaupt mehr an der frischen Luft zu sein. Und schon hatte ich einen Grund, diesen Vorsatz hochmotiviert in die Tat umzusetzen. Über die Wiesen- und Waldwege war es auch kaum weiter als mit dem Bus über die Landstraße, man wurde aber mit bilderbuchgleichen Ansichten der sanften, grünen Hügel dieser typisch englischen Landschaft belohnt. Und so war ich entspannt durch eben diese malerische Gegend geradelt und hatte die erfrischende Frühlingsluft besonders achtsam ein- und langsam wieder ausgeatmet. Das Tempo des Lebens außerhalb der Stadt kam mir wirklich sehr entgegen und das Wetter war hervorragend – nicht zu warm, nicht zu kalt und von den prophezeiten Gewittern in dieser Woche war weit und breit nichts zu sehen. Was in diesem Land natürlich nichts zu bedeute hatte.

Die Wegmarken aus Miss Edevanes Beschreibung hatten sich als präzise und nicht zu verfehlen entpuppt: An der Abzweigung mit dem toten knorrigen Baum den rechten Weg, dann immer geradeaus, am morschen Wegweiser mit seinen verblichenen Beschriftungen halb links in den beinahe wie ein grüner Tunnel anmutenden Waldweg, vorbei an der schemenhaft zu erkennenden alten Hütte auf der rechten Seite, aus dem Wald hinaus, das Ortsschild passieren, dann noch einmal rechts und einmal links. Ich hatte das Fahrrad abgestellt, das Gartentürchen geöffnet und den kleinen Kiesweg durch den verwunschenen Vorgarten bis zur grün lackierten Haustür mit pochendem Herzen zurückgelegt und im Takt desselben den Türklopfer betätigt. Und da saß ich nun. Die offenen Ohren für paranormale Erlebnisse, die man Miss Edevane auch in ihren Google-Bewertungen attestierte, hatte ich jedoch bisher noch nicht feststellen können.

„Erleichterung.“

„Sie fühlten sich erleichtert?“ Miss Edevane zog erneut eine Augenbraue in die Höhe und blickte mich an.

„Nein, ich fühlte Erleichterung für Mr. Peterson.“

„Den toten Organisten?“

„Genau den.“

„Können Sie das näher beschreiben?“ Sie zückte ihren Stift und machte sich bereit, mitzuschreiben.

„Es war der Abschluss eines Kapitels, das viele Jahrzehnte offengeblieben war. Jetzt war es zu Ende und er konnte seinen Frieden finden.“

„Hmm.“ Miss Edevane notierte sich etwas auf ihrem Notizblock.

„Sie glauben mir nicht.“

„Ich glaube Ihnen, dass Sie all das erlebt haben.“

„Schon klar. Aber Sie glauben nicht, dass es wirklich passiert ist…“ Ich hatte ähnliche Gespräche bereits dutzendweise geführt.

„Spielt das eine Rolle?“ Sie unterbrach ihre Notizen und lehnte sich zurück.

„Für mich schon. Hören Sie, ich habe grundsätzlich kein Problem damit, einem Geist begegnet zu sein. Aber ich bin auf der Suche nach einer möglichen wissenschaftlichen Erklärung. Wie ich Ihnen schon in meiner Email darzulegen versucht habe.“ Ich seufzte. In diesem Moment war ich sicher, hier meine Zeit zu vergeuden.

„Mhh.“ Wieder dieser konzentrierte Gesichtsausdruck, als sie Notizen machte. Dann blickte sie auf, lehnte sich etwas nach vorne und sah mir wieder direkt in die Augen:

„Mr. Bold, manchmal ist es sinnvoller nach Gründen zu suchen als nach Erklärungen. Welchen Grund könnte diese Begegnung gehabt haben?“

„Das klingt jetzt einigermaßen esoterisch Miss Edevane, wenn ich ehrlich sein soll.“

„Möchten Sie trotzdem darauf antworten?“ Sie lehnte sich wieder zurück und übergab mir mit einer gönnerhaften Handbewegung das Wort.

„Naja. Ich denke, Mr. Petersons Seele konnte erst Ruhe finden, nachdem jemand von seiner Unschuld überzeugt war.“

„Hmm. So ein bisschen wie in Sixth Sense, dem Film?“ Ich konnte keine Spur von Ironie in dieser Frage erkennen.

„Ich denke nicht. Sonst würde ich wohl ständig Geister sehen. Und wäre selbst tot. Das würde ich aber eher bestreiten.“

Der Anflug eines Lächelns umspielte ihre Mundwinkel.

„Lassen Sie mich die Frage anders formulieren. Was würde sich für Sie ändern, wenn Sie eine sogenannte wissenschaftliche Erklärung für Ihr Erlebnis finden würden?“

„Oh, das ist eine gute Frage. Ich denke, es würde sich nicht wirklich etwas ändern…“ Eine unangenehme Stille entstand. Miss Edevane schien zu warten, ob mir noch etwas mehr einfallen wollte. Nach einigem Nachdenken fügte ich deshalb hinzu: „Vielleicht wäre ich ein bisschen enttäuscht.“

Sie beugte sich vor: „Und das wiederum ist eine sehr spannende Antwort. An Ihrer aktuellen Situation würde sich also nichts ändern. In Ihrem Gefühlsleben dagegen schon. Enttäuschung. Sie entsteht gerne dann, wenn Erwartungen, Hoffnungen oder Wünsche nicht erfüllt werden. Welcher Wunsch könnte denn da im Hintergrund eine Rolle spielen?“

Ich war mir zu diesem Zeitpunkt absolut nicht sicher, ob mir Miss Edevane sympathisch war. Dennoch versuchte ich, die Frage ernsthaft zu beantworten. Was mir gar nicht so leicht fiel. Ich schwieg eine ganze Weile. Doch dann formte sich ein recht klarer Gedanke in meinem Kopf:

„Der Wunsch, etwas besonderes erlebt zu haben. Etwas, das nicht jeder erlebt.“ Ich seufzte. Und vollendete meine spontane Erkenntnis: „Etwas besonderes zu sein und etwas wirklich Außergewöhnliches getan zu haben.“

Sie schwieg für einen Moment. Offensichtlich recht zufrieden mit der Gesamtsituation.

„Für heute ist unsere Zeit leider vorbei. Wollen Sie morgen wiederkommen?“

PN von mIsSsuS72: „Und, hast du den Termin wahrgenommen? Wie war deine erste Sitzung?“
BoldMan666: „Hey du, danke nochmal für den Tipp. Ja, ich war da. Ich kann noch nicht viel erzählen, die Zeit ging sehr schnell vorbei.“
mIsSsuS72: „Gehst du nochmal hin?“
BoldMan666: „Ja, morgen… Ich weiß noch nicht, was ich von ihr halten soll, sie hält sich eher ein bisschen zurück mit dem Verständnis für das Paranormale…“
mIsSsuS72: „Hmm, vielleicht wartet sie ein bisschen ab. Bring ihr doch Blumen mit, um das Eis zu brechen ;-)“
BoldMan666: „:-D Nee, lieber nicht. Das muss auch so passen :-)“
mIsSsuS72: „Ich drücke dir die Daumen!“
BoldMan666: „Danke! Ich meld mich wieder.“
mIsSsuS72: „Das wär toll, du weißt, ich bin sehr neugierig^^“
BoldMan666: „Echt jetzt? Wär ich nie drauf gekommen! :-P“

+

Entdeckung

So war ich also am nächsten Tag gerade dabei, den Wald zwischen Kingsley Green und Fernhurst wieder auf den fast schon unverschämt romantisch gewundenen Pfaden zu durchqueren, als es am Himmel in der Ferne zu grollen begann. Das Wetter änderte sich hier gerne einmal innerhalb weniger Minuten. Ich beschleunigte meine Fahrt und hielt gleichzeitig Ausschau nach einer Möglichkeit, mich unterzustellen. Genauso schnell wie ein Gewitter hier aufziehen konnte, machte es sich in der Regel nämlich auch wieder aus dem Staub. Und Zeit hatte ich genug mitgebracht, um spontane Umwege und Zwischenstopps zu kompensieren, die ich mir aus reiner Lust und Laune ab und an gönnte.

Ich war schon recht nahe an Fernhurst herangekommen, der Wind hatte bereits an Kraft zugelegt und es wurde immer düsterer am Himmel, als mir die Hütte in den Sinn kam, die ich laut Wegbeschreibung gleich wieder erreichen müsste und gestern aus dem Augenwinkel bereits gesichtet hatte. Da tauchten die Umrisse rechts von mir auch schon auf, ein ganzes Stück im Wald versteckt. Ich verlangsamte das Tempo, hielt schließlich an und stieg von meinem Rad. Ich schob es die letzten Meter bis zu einer Stelle, von der aus man über einen ausgetretenen Trampelpfad quer zum Hauptweg tiefer in den Wald vordringen konnte. Den hatte ich gestern gar nicht bemerkt, aber wahrscheinlich war er bei vollem Tempo auch leicht zu übersehen gewesen. Das Rad legte ich an den Wegesrand und ging die ersten Schritte auf die Hütte zu. In diesem Moment fiel mir auf, dass sämtliche Geräusche des Waldes mit einem Mal zu verstummen schienen. Aber war das so ungewöhnlich kurz vor einem Gewitter? Ich wusste es nicht wirklich. Jedenfalls war kein Vogel mehr zu hören und selbst das Rascheln der Blätter im Wind drang nur noch wie aus weiter Ferne und durch Watte hindurch an meine Ohren. Etwas beunruhigend fand ich das schon, es hielt mich jedoch nicht davon ab, weiter zu gehen. Rückblickend betrachtet war das wohl jener berühmte Moment, ab dem es sowieso kein Zurück mehr gegeben hätte. Ab hier musste die Geschichte so weiter gehen, wie sie es schließlich auch tat.

Je weiter ich mich auf die Hütte zubewegte, umso merkwürdiger fühlte ich mich. Mir war, als würde ich gar nicht mehr selbst entscheiden, den Weg entlang zu gehen, sondern als würde es einfach geschehen. Dabei fühlte ich mit einem Mal so etwas wie eine schwere, allumfassende Traurigkeit. Besser gesagt, ich fühlte es nicht wirklich, es war mehr der Hauch einer Ahnung eines Gefühls. So wie der Frühlingswind einem manchmal den süßen Duft einer Obstblüte um die Nase weht, den man für einen Moment wahrnehmen darf, bevor er sich rasch verflüchtigt. Ein leichtes Flimmern vor meinen Augen ließ mich irritiert blinzeln, doch mit einem Mal war das Gefühl der Traurigkeit verschwunden und der Blick wieder klar und unverfälscht. Ohne es so richtig gemerkt zu haben, war ich schon am Ende des Trampelpfades angekommen.

Die Hütte entpuppte sich als eine Art einfacher Holzschuppen, der auf einer kleinen Lichtung stand. Offensichtlich kümmerte sich aber jemand liebevoll darum, denn rund herum wuchsen Blumen in den schönsten bunten Farben, die man sich vorstellen konnte – Lilien, wie ich bald erfahren sollte – und hinter den milchigen Scheiben der Fenster hatte jemand rot-weiß-karierte Vorhänge drapiert. Vor dem Schuppen stand eine aus einem massiven Baumstamm geschnitzte Sitzbank. Und auf ihr saß ein Mensch, der in der Frühlingssonne zu schlafen schien. Ich blieb in gebührendem Abstand stehen und versuchte, durch genaue Beobachtung die Situation einzuschätzen. Etwas, das man als Journalist mit den Jahren lernt und als tendenziell eher ängstlicher Mensch auch in vielen privaten Lebenslagen sehr zu schätzen weiß:

Der Mann trug einen dunklen, speckigen Stoffmantel, der an mehreren Stellen geflickt worden war und dessen Taschen mit irgendwelchen kleinen, runden Gegenständen vollgestopft zu sein schienen. Darunter trug er eine ebenfalls löchrige, beigefarbene Leinenhose, die schon lange nicht mehr gewaschen worden war. Seine Füße steckten in ausgetretenen, schmutzigen Lederstiefeln in Tannengrün. Einen grauen, breitkrempigen Filzhut hatte er sich tief ins Gesicht gezogen, die Arme hielt er vor der Brust verschränkt. Er atmete gleichmäßig und ruhig. Ein Teil seines kantigen Gesichtes mit einem struppigen Drei-Tage-Bart war ebenfalls zu erkennen. „Ein Waldschrat wie er im Buche steht“, dachte ich mir. Genau so wurden die Räuber in den Geschichten meiner Kindheit beschrieben. Diese lebten auch meistens in Hütten mitten im Wald. Und von ihnen hielt man sich eigentlich besser fern!

Da fiel mir auf, dass sich das Gewitter verzogen zu haben schien, denn als ich zum Himmel blickte, sah ich sattes Blau, ein paar kleine weiße Wölkchen und die Strahlen der Frühlingssonne, die durch die Baumwipfel fielen. Ich wollte gerade kehrt machen, als der Mann auf der Bank zusammenzuckte. Er schob seinen Filzhut aus dem Gesicht und blickte in meine Richtung, jedoch knapp an mir vorbei, wie es schien. Er begann zu lächeln. Ich folgte seinem Blick und sah, wie ein Mädchen von vielleicht 10 Jahren in einem bunt geblümten Sommerkleid, barfüßig über den Trampelpfad getänzelt kam. Sie schwebte an mir vorbei, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Auch der Mann vor der Hütte schien mich zu ignorieren. Der freundliche Räuber hatte nur Augen für das Mädchen und rief strahlend:

„Susan, meine kleine Lilie! Ist die Schule denn schon zu Ende?“

„Natürlich, schon lange!“ lachte das kleine Mädchen, das offensichtlich Susan hieß.

„Oje, wie lange hab ich dann wohl geschlafen? Ich muss doch heute noch zu meiner Tour aufbrechen!“

Wieder kicherte das Mädchen und fragte: „Warst du heute denn noch gar nicht unterwegs?“

„Nein, heute noch nicht. Die Sonne schien so schön in meinen Blütenpalast, da wollte ich nicht fort.“ Er blickte einen Moment in den Himmel, schien nachzudenken und meinte dann: „Hilfst du mir beim Lilien-Pflücken?“

Natürlich half Susan beim Pflücken, was bedeutete, dass die beiden jeweils mit einem Küchenmesser bewaffnet die schönsten Blumen rund um den „Blütenpalast“ abschnitten und zu kleinen Sträußen kombinierten. Die wiederum sammelten sie in einem kleinen Eimer in einem altmodischen Fahrradanhänger. Ich hatte mich so an meine Rolle als unbeteiligter Zuschauer gewöhnt, dass ich erschrocken zusammenzuckte, als vom Waldweg her eine weitere Kinderstimme rief:

„Susan, kommst du? Wir müssen nach Hause!“

„Ist deine Schwester dabei?“ fragte der Blumenmann die kleine Susan.

Diese verdrehte die Augen und stöhnte: „Jaaa, leider…“

„Und möchte sie nicht auch herkommen und mit uns Lilien pflücken?“

„Nein, Betty traut sich nicht… Das weißt du doch. Ich geh dann aber besser auch mal wieder. Tschüüüüs!“ Sie wollte gerade davoneilen, da drückte ihr der Blumenmann noch eine weiße Lilie in die Hand:

„Hier, der Lohn für deine Hilfe!“

Susan bedankte sich und hüpfte an mir vorbei über den Trampelpfad. Vorne auf dem Waldweg sah ich ein anderes kleines Mädchen stehen, das missmutig dreinblickte, die Hände in die Hüften gestemmt. Sie sah ihrer Schwester enorm ähnlich, strahlte nur bei weitem nicht deren Fröhlichkeit aus. Gemeinsam machten sie sich in Richtung Fernhurst davon. Ich drehte meinen Kopf wieder zur anderen Seite. Da setzte mein Herz für einen Augenblick aus und ich wich erschrocken zurück, als ich in zwei dunkle, fast schwarze Augen blickte, die mich aus einem vernarbten Gesicht mit schwarzem Stoppelbart heraus fixierten. Der Blumenmann war unbemerkt auf Armeslänge an mich herangetreten. Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass er mich wahrnahm. So sehr war ich mir sicher gewesen, hier nur Beobachter zu sein, dass es mir geradezu surreal erschien, direkt angesehen zu werden. Ich sah Neugier im Blick des Mannes und ein gewinnendes Lächeln um seinen Mund. Er streckte mir etwas in Zeitungspapier Eingeschlagenes entgegen, offensichtlich ein Lilienstrauß, mit den Worten:

„Ich bringe Blumen für die Leute,
schenk du mir nur dein Lachen.
Lass uns zusammen heute
den Menschen Freude machen!
Und wenn du etwas übrig hast
für einen armen Mann,
befrei dich von des Zasters Last,
auf dass ich etwas essen kann!“

Ich nahm die eingewickelten Blumen verdattert entgegen und erwiderte etwas überrumpelt: „Vielen Dank und äh, ich habe gerade nichts bei mir… Sind Sie vielleicht morgen wieder da?“

„Ich bin mal hier und mal auch dort,
ich führ des Vagabunden Leben.
Doch ich bin oft an diesem Ort,
Ihr könnt mir morgen etwas geben!“

Ich verabschiedete mich mit einem knappen Kopfnicken und machte mich schleunigst auf den Weg zurück zu meinem Fahrrad. Ich hatte den Waldweg noch nicht ganz erreicht, da hörte ich das nächste Donnergrollen. Das Gewitter war wieder nähergekommen. Urplötzlich setzten auch die anderen Geräusche wieder ein. Das Singen der Vögel, das Rauschen des Windes in den Blättern, die ersten Regentropfen, die auf die Bäume und zur Erde fielen. Ein Blick auf die Armbanduhr ließ mich zusammenfahren. Ich hatte wohl mehr Zeit beim Blütenpalast verbracht, als ich es für möglich gehalten hätte. Ich legte die Blumen also schleunigst in meinen Fahrradkorb auf dem Gepäckträger. Vielleicht freute sich Miss Edevane ja wirklich darüber und sah dafür über meine nun nicht mehr zu verhindernde Verspätung hinweg. Wenn mich mein mangelnd ausgeprägter floristischer Sachverstand nicht komplett täuschte, dann hatte beim letzten Mal sogar ein Lilienstrauß auf dem Sideboard in dem kleinen Wartebereich in Miss Edevanes Praxis gestanden. Allerdings vergaß ich die Blumen dann doch auf dem Fahrrad, denn als ich mein Ziel erreicht hatte, war ich bereits vom Regen vollkommen durchnässt. Ich stellte mein Rad nur noch hastig unter dem Vordach ab und beeilte mich, ins Warme zu kommen.

Meine Therapeutin nahm die kleine Verspätung gar nicht großartig zur Kenntnis. Sie bot mir sogar Handtücher und eine trockene Decke an. Ob sie damit hauptsächlich ihre Polsterbezüge oder auch mich schützen wollte, konnte ich nicht so genau einschätzen.

Auf den Ratschlag von Miss Edevane hin fuhr ich nach der Sitzung dann doch besser mit dem Bus zurück nach Hause. Die Zeitung mit den Blumen im Fahrradkorb hatte ich inzwischen komplett vergessen. „Morgen“, dachte ich mir… Morgen hatte ich nichts weiter vor, konnte also auch ohne einen Termin bei Miss Edevane mit dem Bus nach Fernhurst fahren, mir mein Fahrrad schnappen und über die malerischen Wiesen- und Waldwege zurück radeln. Dabei auch noch meine unfreiwilligen Schulden beim Blumenmann begleichen und vielleicht sogar die Kamera einpacken und einige Aufnahmen machen. Auch die von Lilien umrahmte Hütte mitten im Wald würde auf einem Schwarzweiß-Film sicher ein grandioses Motiv abgeben. Ich fotografiere zu meinem Privatvergnügen noch altmodisch mit einer Spiegelreflexkamera mit eingelegtem Schwarzweiß-Film. Ein Spleen vielleicht, aber ich liebe es einfach, die alten Filme selbst zu entwickeln. Dabei zuzusehen, wie die Motive langsam entstehen und dann das Fotopapier zum Trocknen aufzuhängen.

Durch strahlenden Sonnenschein war ich mit dem Bus gefahren und hatte mich aufs Rad geschwungen. Das durchweichte Zeitungsbündel mit den Blumen darin hatte ich in einem Mülleimer entsorgt, denn ich wollte nicht, dass der Blumenmann sah, wie ich mit seinen Lilien umgegangen war. Bald musste ich die Stelle erreichen, an welcher der Trampelpfad abzweigte und zur Hütte des Blumenmannes führte. Leider schien auch schon wieder das nächste Gewitter im Anmarsch zu sein. Es grollte in der Ferne und der Himmel färbte sich zu einer Seite hin schwarz, während auf der anderen Seite noch die Sonne vom blauen Himmel strahlte. Ich beeilte mich, um möglichst bald zur Hütte zu kommen. Und wieder verstummten die vertrauten Geräusche des Waldes, was mich ein weiteres Mal kurz innehalten ließ. Vielleicht war das irgendein besonderes akustisches Phänomen auf dieser kleinen abgeschirmten Lichtung, dachte ich mir. Auch der Hauch von Traurigkeit streifte wieder kurz meine Empfindungen, das Flimmern bemerkte ich dieses Mal kaum noch.

Der Blumenmann schien gerade nicht da zu sein. Ich platzierte ein wenig Kleingeld auf seiner Fensterbank. Meine Schulden hatte ich damit wohl beglichen! Dann nutzte ich den ungestörten Moment und machte ein paar Aufnahmen mit der Kamera. Das schöne an der altmodischen Fotografie ist ja, dass man sich entscheiden muss, denn die Anzahl der möglichen Aufnahmen ist sehr begrenzt. So überlegt man sich seine Motive umso genauer, um den wertvollen Film nicht zu vergeuden und nimmt seine Umgebung viel genauer und aufmerksamer wahr. Eine Totale mit der Hütte als Hauptmotiv, eine Nahaufnahme einer Lilienblüte, den kleinen Stapel Münzen auf der Fensterbank mit den karierten Vorhängen im Hintergrund. Ich freute mich schon auf die Ergebnisse. Da hörte ich urplötzlich ein rhythmisches Quietschen und Rattern, das schnell näher zu kommen schien. Über den Trampelpfad brach sich etwas Bahn, das sich als klappriges Herrenrad nebst Anhänger entpuppte, mit dem der Blumenmann seine Tour durch die Dörfer der Umgebung unternahm und gegen Almosen seine Blumen unter die Leute brachte.

Als er mich sah, strahlte er, stieg von seinem abenteuerlichen Gefährt, nahm einen der übrig gebliebenen Sträuße aus seinem Anhänger, wickelte ihn in Zeitungspapier und überreichte ihn mir mit den Worten:

„Ich bringe Blumen für euch alle
in den schönsten bunten Farben.
Ob rot, ob weiß in jedem Falle
sollt ihr dran Freude haben!
Guter Mann, habt ihr die Güte?
Ich möcht mich nicht beklagen –
doch auch die farbenfrohste Blüte,
füllt leider nicht den Magen!“

„Oh, das ist nett. Es gibt jeden Tag ein anderes Gedicht, oder? Ja, ich hab da etwas hingelegt, ich hoffe, das reicht auch für zwei Sträuße. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich wieder…“ Weiter kam ich nicht, denn da kam Susan schon wieder angerannt und winkte dem Blumenmann zu. Ihre Schwester Betty schien wieder auf dem Weg stehen geblieben zu sein, denn ich konnte ihre kleine Gestalt dank des türkisfarbenen Kleidchens, das deutlich durch das Grün der Büsche hindurch schimmerte, erkennen. Auf einmal war ich wieder nur der Beobachter einer Szenerie, so lässt sich dieser merkwürdige Zustand am besten beschreiben, denn keiner der beiden schien mich mehr wahr zu nehmen. Da nutzte ich schulterzuckend die Zeit und fand noch einige weitere schöne Motive. Bei manchen davon nahm ich die beiden Gestalten im Hintergrund bewusst mit auf. Das würde die Aufnahmen lebendiger machen. Susans Schwester rief von Zeit zu Zeit, dass sie dringend nach Hause zurück gehen mussten. Doch heute hatte Susan offensichtlich keine Lust darauf, so dass sich ihr mürrisches Ebenbild irgendwann leise vor sich hin schimpfend allein auf den Weg machte. Ich hörte das darauffolgende Gespräch zwischen dem Blumenmann und Susan mit einem Ohr nur zufällig und eher am Rande mit. Dass ich mich trotzdem noch so gut daran erinnern kann hängt mit den Ereignissen zusammen, die später noch folgen sollten.

„Deine Schwester ist ganz anders als du, obwohl ihr Zwillinge seid, richtig?“ fragte der Blumenmann.

„Ja, sie hat immer Angst. Ich hab nie Angst“, plapperte Susan.

„Verwechseln euch die Lehrer auch manchmal? Spielt ihr ihnen Streiche?“ schmunzelte der Blumenmann.

„Das geht doch nicht.“ Susan schüttelte den Kopf über die offensichtlich dumme Frage. „Ich hab doch das eine Auge!“

„Oja, das stimmt. Ein Auge ist blau, das andere kastanienbraun. Und deine Schwester…?“

„Sie hat zwei blaue Augen“, bestätigte Susan.

„Ja, dann geht das natürlich nicht mit den Streichen.“ Er schwieg einen Moment. „Aber sag mal, solltest du nicht doch auch besser nach Hause gehen? Ich geb dir eine Blume mit, die kannst du Betty schenken. Vielleicht freut sie sich darüber.“

„Das glaube ich nicht. Aber… na gut… Ich kanns ja versuchen…“

Susan verabschiedete sich und machte sich davon. Als sie schon wieder auf dem Waldweg und in Richtung Fernhurst unterwegs war, sah ich für einen kurzen Moment eine weitere Gestalt, die in eine Art Kapuzenmantel gehüllt war und ebenfalls in Richtung Fernhurst lief. Susan hinterher. Und für einen Sekundenbruchteil drehte diese Gestalt ihren Kopf in meine Richtung und ich konnte Teile ihres Gesichts unter der Kapuze erkennen. Ein Mann mit blasser Haut, hellblauen Augen und einer großen Narbe auf der linken Wange. Doch auch er schien mich nicht zu sehen, er hielt scheinbar nur nach dem Blumenmann Ausschau. Der hatte sich bereits wieder auf seine Bank gesetzt, den Hut ins Gesicht gezogen und schien schon fast zu schlafen. Unschlüssig trat ich erst von einem Fuß auf den anderen und dann zögerlich den Rückzug an. Kaum auf dem Waldweg angekommen, setzten die Geräusche der Natur wieder ein und die Sonne verzog sich sekundenschnell hinter beeindruckend schwarz-blauen Schlechtwetterwolken. Von Susan und dem unheimlichen Mann war nichts mehr zu sehen. Was ziemlich merkwürdig war. Denn ich konnte den Weg ein ganzes Stück weit in beide Richtungen einsehen.

Ich machte mich mit gemischten Gefühlen wieder auf den Heimweg und schaffte es gerade noch nach Hause, bevor der einsetzende Regen auf mich einprasseln konnte. Ich nahm die Zeitung mit den Blumen dieses Mal mit nach oben, zog mir etwas Bequemes an und machte mich gleich daran, die Fotos zu entwickeln. Dieses Mal war ich aber nicht sehr konzentriert bei der Sache. Diese ganze Blumenmann-Geschichte erschien mir immer merkwürdiger. So merkte ich auch nicht, dass mit meinen entwickelten Motiven etwas nicht stimmte. Und außerdem wurde mir ziemlich kalt. Hoffentlich hatte ich mir keine Erkältung zugezogen. Als ich mich daran machte, den Ofen anzuheizen, erinnerte ich mich an meine Blumen. Die Zeitung würde sich gut als Material zum Anfeuern machen, wenn sie noch einigermaßen trocken war. Ja, sie fühlte sich tatsächlich erstaunlich trocken, fast schon spröde an. Also wickelte ich die Blumen aus und erschrak. Sie hatten nichts mehr mit den leuchtenden Blüten zu tun, die sie einmal gewesen waren. Nur noch der Rest einer verrotteten, eingetrockneten Masse war in der Zeitung vorzufinden. Ich betrachtete das Papier genauer. Es war vergilbt und brüchig. Und in der Kopfzeile der Seite konnte ich das Datum der Tageszeitung lesen: 27.04.1972.

Kennt ihr das, wenn das Gefühl schneller ist als die eigentliche Erkenntnis? Man spürt etwas, bevor man es weiß. Mein Körper wurde wie von Stromschlägen durchflutet, als ich eins und eins zusammenzählte. Ich ließ die Zeitung sinken und pflückte in Windeseile meine Fotos von der Leine. Hektisch schaute ich sie durch. Wie ich befürchtet hatte, war auf keinem einzigen der Bilder etwas von Susan oder dem Blumenmann zu sehen. Eine Hütte war zwar da, ja, aber nicht die Hütte, die ich gesehen hatte. Zumindest nicht in diesem Zustand. Halb zerfallen stand sie in einer grünen Wildnis. Ein paar einzelne Lilien standen inmitten von hohem Gras und Gestrüpp. Meine Münzen lagen auf einer halb zerbrochenen Fensterbank, von den karierten Vorhängen waren nur noch einige letzte Fetzen übrig. Nicht einmal die Sonne schien auf den Fotos. Dunkle Wolken bedeckten den gesamten Himmel.

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Erkundung

Ich musste mich setzen. Und mehrmals tief durchatmen. Ich kannte das. Zumindest einen Teil davon, denn den hatte ich schon einmal erlebt. Schon einmal hatte ich etwas bekommen, das in kurzer Zeit um Jahrzehnte gealtert war. Den Ring des Organisten. Dessen Besitzer schon lange unter der Erde gewesen war. Und keiner um seine Unschuld gewusst hatte, bis er sich mir anvertraut hatte. Oder besser gesagt, sein Geist. Ich rieb mir die Augen.

Der ganze Rest war mir allerdings irgendwie neu, diese komplette Lichtung schien mir nun doch mehr als nur merkwürdig zu sein. Die verstummenden Geräusche, die Traurigkeit, die nicht meine war, das veränderte Wetter, dieses Gefühl, über weite Strecken nur Beobachter einer Szene zu sein.

Ich loggte mich im Forum ein. Ich wollte eigentlich nur nach Stichworten suchen und mir Beiträge durchlesen, die mir vielleicht einen Hinweis auf das geben konnten, was ich erlebt hatte, doch als ich den grünen Punkt hinter mIsSsuS72 in meiner Kontaktliste sah, wechselte ich kurzentschlossen in den Nachrichten-Chat.

BoldMan666: „Hast du Zeit? Sitzt du?“
mIsSsuS72: „Ja und ja. Was ist passiert?“

Ich berichtete so knapp wie möglich von meinem Erlebnis. Beim Niederschreiben kam es mir schon fast so vor, als wäre all das nie passiert und als würde ich es mir gerade ausdenken, so unwirklich hörte es sich an. Es dauerte eine Weile, bis eine Antwort kam.

mIsSsuS72: „Das klingt wirklich außergewöhnlich. Was kann ich jetzt für dich tun?“
BoldMan666: „Wenn ich das wüsste…“
mIsSsuS72: „Du weißt nicht, wie es jetzt weiter geht, oder?“
BoldMan666: „So gar nicht!“
mIsSsuS72: „Es gibt die romantische Vorstellung, dass Geister einem nur dann erscheinen, wenn man etwas für sie tun kann. Und sei es nur, dass man erfährt, dass ihnen großes Unrecht wiederfahren ist. Könnte das hier der Fall sein?“
BoldMan666: „Das kommt mir jedenfalls bekannt vor :-)“
mIsSsuS72: „Die Sache in Irland?^^“
BoldMan666: „Jepp. Nur, dass es damals nur ein einzelner Geist war. Und er nicht seinen ganzen Freundeskreis und seine Hütte mitgebracht hatte. Der Geist damals hat mir seine Geschichte erzählt. Dieses Mal hab ich sie mit eigenen Augen gesehen, war quasi live dabei! Das ist schon ziemlich krass!“
mIsSsuS72: „Kannst du dich daran erinnern, wie du dich gefühlt hast, als dir der tote Organist begegnet ist? War es heute denn ein ähnliches Gefühl? Oder war das mit den Geräuschen damals auch so?“
BoldMan666: „Oh Mann, an Irland erinnere ich mich kaum noch. Still war‘s in der Kirche schon. Aber Gefühle? Ich war da ja entweder total verkatert oder noch auf Restalkohol… Oder beides… Blöde Geschichte! B-)“
mIsSsuS72: „Ok, ich frag nicht weiter, ich hab ja deinen Artikel damals gelesen! Aber wenn wir davon ausgehen, dass es sich hier ähnlich verhält – kannst du denn etwas über die Vergangenheit des Blumenmanns herausfinden? Wer er war, ob ihm ein Unrecht geschehen ist?“
BoldMan666: „Das ist ein guter Vorschlag. Ich setz mich mal an den PC.“
mIsSsuS72: „Gut, ich muss auch wieder off. Wenn dir das Internet nicht weiter hilft, versuch mal das gute alte Zeitungsarchiv! ;-)“
mIsSsuS72 ist offline.

Eine kurze Suchmaschinenanfrage im Internet brachte mir zunächst keinerlei Hinweise auf den Blumenmann aus den 70er Jahren. Also Plan B, Zeitungsarchiv. Ich fand schnell heraus, dass die Jahrgänge der Regionalzeitung in der Stadtbibliothek von Haslemere auf Mikrofilm aufbewahrt wurden und nur dort vor Ort einsehbar waren, weil sich noch niemand die Mühe gemacht hatte, das Material zu digitalisieren. Die Bibliothek hatte noch zwei Stunden geöffnet. Mit etwas Glück würde ich dort auf eine erste Spur stoßen, der ich dann im Internet weiter folgen konnte. Ich schrieb mIsSsuS72 nur noch kurz in knappen Worten, was ich vorhatte. Sie war noch immer offline.

Während ich zu Fuß durch die Straßen von Haslemere eilte, ging ich meine Schlussfolgerungen noch einmal durch: Etwas von dramatischer Tragweite musste geschehen sein, wahrscheinlich mit tödlichem Ausgang. Und zwar irgendwann in der Zeit nach dem 27.04.1972. Ich hatte ein sehr mulmiges Gefühl bei dem Gedanken, denn mir kam wieder der merkwürdige Mann mit der Narbe in den Sinn, der Susan durch den Wald gefolgt war. „Bitte nicht“, dachte ich bei mir. Ich musste mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass alles, was ich herausfinden würde, schon vor Jahrzehnten geschehen war und sich außerhalb meiner Kontrolle befand. Außer den Vornamen der beiden Mädchen wusste ich bisher so gut wie nichts, nach dem ich Ausschau halten konnte. Bei dieser Recherche musste ich mich also auf mein Bauchgefühl beim Überfliegen der Überschriften verlassen.

Es war leider einfacher als gedacht. Am 25.05.1972 berichtete die Zeitung von einem Verbrechen, welches das kleine Örtchen Fernhurst damals nachhaltig erschüttert hatte. Eine Tragödie, die alle Menschen des Ortes gemeinsam traumatisiert hatte. Meine Finger zitterten, während ich mir Notizen machte. Es war nun ein leichtes, die Folgeberichte zu finden und ein einigermaßen vollständiges Bild des Geschehens zu skizzieren:

Ein Mädchen namens Susan Miller war von Spaziergängern tot im Wald aufgefunden worden. Ich erspare mir hier an dieser Stelle weitere Einzelheiten. Jedenfalls hatte man auch eine einzelne weiße Lilie gefunden, die achtlos neben dem Leichnam auf dem Boden lag und zertrampelt worden war. Der Verdacht fiel natürlich sofort auf den Blumenmann. Es war bekannt, dass er ein gutes Verhältnis zu den Kindern der umliegenden Orte gehabt hatte. Und Susans Schwester Betty hatte wahrheitsgemäß berichtet, dass sie Susan zuletzt beim Blumenmann gesehen hatte. Der hieß im Übrigen Jacob Fernsby. Doch aufgrund seines Vagabundenlebens fand man ihn an diesem Tag nicht sofort. Und bevor die Polizei ihn ausfindig machen konnte, machte sich ein wütender Mob aus Dorfbewohnern auf den Weg zu seiner Hütte, angeführt vom Sohn des Bürgermeisters. Doch auch sie fanden ihn nicht. Niemand hat ihn jemals wiedergesehen.

Und so wuchs mit der Zeit Gras über die Sache, legte sich die Decke des Vergessens über die Erinnerungen an jenen Tag. Man hatte diese alptraumhafte Erfahrung des Jahres 1972 mit der Zeit offensichtlich sehr erfolgreich aus dem kollektiven Gedächtnis verdrängen können, denn seit ich hier wohnte, war mir diese Geschichte noch kein einziges Mal untergekommen. Man erinnerte sich wohl nicht mehr an Jacob Fernsby und nicht mehr an Susan Miller. Ihre Zwillingsschwester zog damals auch kurz darauf mit der Familie weg und kehrte nie wieder zurück. Mit der Zeit verebbten dann wahrscheinlich auch die Gespräche über dieses Thema und man ging in stillschweigendem Einverständnis zur Tagesordnung über. Doch für Jacob Fernsby schien die Geschichte noch nicht zu Ende gewesen zu sein. Wo war er nach diesem Vorfall hingegangen? Lebte er womöglich noch? Schuldig oder unschuldig? War ich bei der alten Hütte seinem Geist oder seiner Vergangenheit begegnet? Seiner Geschichte fehlte jedenfalls das letzte Kapitel.

BoldMan666: „Was soll ich machen?“
mIsSsuS72: „Frag ihn. Frag ihn, was passiert ist!!!“
BoldMan666: „Ich weiß nicht, ob mir das recht ist.“
mIsSsuS72: „Er ist nur eine Erinnerung, er kann dir nichts tun! Gibt es heute wieder Gewitter bei dir?“
BoldMan666: „Äh, ja?! Wie meinst du das mit der Erinnerung?“
mIsSsuS72: „Häufig begünstigen Wetterwechsel und vor allem Gewitter solche paranormalen Vorgänge. Fahr los!“
BoldMan666: „Also, ich weiß nicht…“
mIsSsuS72: „Sorry, ich bin ein bisschen aufgeregt. Ich weiß gar nicht, ob ich mich das selbst trauen würde in deiner Situation.“
BoldMan666: „Ich geb dir Bescheid. Ich muss mal Pause machen.“

Ich klappte den Laptop zu und atmete durch. Und dann schwang ich mich aufs Rad. Die Sonne stand schon tief am Himmel. Zum Glück regnete es gerade nicht, doch die Dämmerung brach sehr schnell herein. In der Ferne hörte ich schon wieder das vertraute Grollen eines nahenden Gewitters. Für nächste Woche war bestes Frühlingswetter angesagt, warum musste ich ausgerechnet in dieser unberechenbaren, regenreichen Woche in dieses Abenteuer geraten? Aber wenn mIsSsuS72 recht hatte, dann kam mir das jetzt sehr gelegen bei dem, was ich vorhatte.

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Erlösung

Ich erreichte die Hütte zeitgleich mit der Dunkelheit. Die Geräusche waren nun auf fast schon vertraute Weise verstummt, ich ließ die fremden Emotionen und das Flimmern über mich ergehen. Die Hütte präsentierte sich mir wieder vollkommen intakt und liebevoll dekoriert, so ganz anders, als sie es laut meinen Fotos in Wirklichkeit war. Also wurde ich hier wohl noch gebraucht. Dieser Gedanke erschien mir vollkommen logisch und in keinster Weise so abgedreht, wie er sich anhört, wenn ich davon erzähle. Ich hatte zum Glück meine Taschenlampe mitgenommen, trotzdem fühlte ich mich enorm unbehaglich. Ich hatte schließlich keinerlei Erfahrung damit, einer Spukgestalt gezielt auf die Pelle zu rücken und sie aktiv zur Rede zu stellen. War das überhaupt eine gute Idee gewesen? Es war jedenfalls spontan und einem Bauchgefühl folgend. Es konnte also entweder genau das richtige sein oder komplett in die Hose gehen.

Ich sah Licht in der Hütte. Bevor mir die aufkeimenden Zweifel meinen Plan vereiteln konnten, klopfte ich entschlossen an die Tür. Einige Sekunden später wurde mir geöffnet. Erstaunt blickte mich der Blumenmann an. Seinen Hut hatte er abgelegt, seinen Mantel trug er noch immer. Das erste Mal erkannte ich, dass es sich bei den kleinen, runden Gegenständen in seinen Manteltaschen um Blumenzwiebeln handelte. Eigentlich logisch.

„Oh, nächtlicher Besuch. Was kann ich denn für euch tun, werter Herr?“ Er schien gut gelaunt zu sein. Wusste er nicht, dass Susan getötet worden war? War sie überhaupt bereits getötet worden? Ich hatte ja schließlich keine Ahnung, wo ich hier war. Und vor allem wann. Diese Gedanken verwirrten mich einen Moment, doch ich drängte sie erst einmal zurück. Hier ging es zunächst um etwas anderes. Ich überlegte mir meine Worte deshalb nicht lange, als ich sagte: „Ich weiß, dass du es nicht warst, Jacob. Du hast sie nicht umgebracht, oder? Ich weiß, dass du unschuldig bist!“ Etwas unheimliches tat sich im Blick des eben noch fröhlichen Mannes. Angsterfüllt riss er die Augen auf. Blitzschnell schnappte er sich meinen Arm, zog mich dicht an sich heran und flüsterte mir ins Gesicht:

„Ich brachte Blumen für die Leute,
sie brachten mir den Tod dafür.
Eine wütend blinde Meute
stand des Nachts vor meiner Tür.
Meine Blumen nahm ich mit hinab,
als mein Licht erloschen war.
Nur kalte Erde, doch kein Grab.
Sie blühen für mich immerdar.“

Seine Hand krallte sich so fest in meinen Arm, dass es weh tat. Seine Augenlider begannen zu flackern, er öffnete den Mund zu einem stummen Schrei. Ein plötzlicher, heftiger Windstoß fegte über die Lichtung und schien alles um mich herum wegzuwischen. Plötzlich war ich alleine in der Dunkelheit. Die Umrisse der Hütte konnte ich erahnen und ich wusste bereits, bevor ich meine Taschenlampe anknipste, welcher Anblick mich erwarten würde. Das windschiefe Abbild des Blütenpalastes, zerfallen inmitten von Gestrüpp. Der Trampelpfad, über den ich hergekommen war, schien überwuchert von Brombeerranken zu sein. Ich stand in hüfthohem Gras. Der Strahl meiner Taschenlampe fiel auf eine weiße Lilie, die inmitten des Grüns wie ein einsames Vermächtnis die Stellung zu halten schien.

Ich überlegte noch, ob nun schon alles vorbei war, da hörte ich aus der Ferne Geräusche, die ich nicht näher identifizieren konnte. Lichter schimmerten durch die Bäume. Die Geräusche und der Lichtschein hatten ihren Ursprung irgendwo hinter der Hütte, jedoch weit tiefer im Wald. Ich schaltete meine Taschenlampe wieder aus und begab mich auf einen Blindflug durch Büsche und Bäume. Ich riss mir mehrfach meine Kleider und meine Haut an den Dornen des Gestrüpps auf, doch an einem Punkt schienen plötzlich alle Hindernisse zurück zu weichen. Es wurde still und ich fühlte Wut und Angst, sah ein gutes Dutzend Menschen mit brennenden Fackeln im Kreise stehen. Sie beobachteten, wie einige weitere Männer mit Spaten und Schaufeln wie von Sinnen ein Loch in den Waldboden gruben. Als es tief genug zu sein schien, hoben vier der Umstehenden etwas vom Waldboden auf und schleiften es zu ihrem geschaufelten Grab und ließen es hineinfallen. Oder besser: ihn. Im Fackelschein hatte ich den Mantel und die grünen Stiefel sofort erkannt.

Der Lynchmob verfiel in Schweigen. Einer der Männer drehte sich plötzlich in meine Richtung und ich sah wieder die wässrigen, blauen Augen und die Narbe an der fahlen Wange. Die Augen fixierten mich, dann setze sich der unheimliche Mann in Bewegung und kam mit seinem Spaten in der Hand drohend auf mich zu. Ich bekam es mit der Angst zu tun und wollte weglaufen, doch mein Fuß verfing sich in irgendetwas und ich fiel zu Boden. Schützend hielt ich meinen Arm vors Gesicht, doch ein heftiger Windstoß verwehte erneut die Welt um mich herum und ich war auf einen Schlag wieder allein. Regentropfen fielen leise auf mich herab. Ich rappelte mich hektisch atmend auf. Meine Taschenlampe lag zum Glück noch neben mir. Ich schaltete sie ein und ging einige Schritte vorwärts, was wiederum gar nicht so einfach war, denn das Gestrüpp war auf einmal wieder überall im Wege. Doch ich schaffte es schließlich zu der Stelle, an der ich die Männer der Vergangenheit dabei beobachtet hatte, wie sie den Blumenmann verscharrt hatten. Ich lenkte den Strahl meiner Taschenlampe dort hin und sah unzählige bunte Lilien dicht gedrängt auf einem kleinen Hügel erblühen. Erschöpft kniete ich mich daneben und blickte zum Himmel, während mir der stärker werdende Regen auf das Gesicht trommelte und mir allmählich die Kleider durchnässte. Es donnerte und der Wind ließ mich frösteln. Ich hatte Jacob Fernsby, den Blumenmann gefunden.

+

Miss Edevane hatte nicht gezögert, als ich sie am nächsten Morgen angerufen hatte. Für eine Notfall-Krisensitzung hatte sie einen Termin für mich freischaufeln können. Ich sollte Wartezeit mitbringen, doch davon hatte ich genug, die Buchhandlung erwartete mich erst am Nachmittag zum Dienst am Kunden. Ich stand in Miss Edevanes kleinem Wartezimmer und betrachtete die Kommode mit der Blumenvase darauf. Ja, in der Tat, es waren Lilien. Über der Kommode war die Wand mit unzähligen gerahmten Fotografien verschönert. Ich betrachtete sie das erste Mal etwas eingehender. Es waren allesamt Schwarz-Weiß-Fotos aus Fernhurst und der Umgebung. Sehr alte Fotos von Gebäuden, Landschaften und Menschen. Ein Foto erregte meine Aufmerksamkeit besonders und wieder einmal war das Gefühl schneller als der zugehörige Gedanke. Das Foto zeigte zwei kleine Mädchen, die sich beinahe wie ein Ei dem anderen glichen. Zwillinge. In diesem Moment wurde die Tür nebenan geöffnet und ich hörte, wie Miss Edevane einen Klienten verabschiedete. Dann betrat sie das Wartezimmer.

„Mr. Bold, wir können dann.“

Als ich mich nicht bewegte, räusperte sie sich.

„Mr. Bold?“

Ich blinzelte verwirrt, dann folgte ich ihr nach nebenan. Etwas stimmte noch nicht an der ganzen Geschichte, doch ich kam in diesem Moment nicht darauf, wie das alles zusammenpassen konnte. Ich hörte mich selbst wie eine Tonbandaufnahme von meinen Erlebnissen und Erklärungsversuchen berichten, doch mein Gehirn suchte zeitgleich nach größeren Zusammenhängen. Sie enthüllten sich mir nach und nach, zögerlich zwar, doch im Ergebnis recht eindeutig. Und dann wagte ich in eine kurze Stille hinein die Flucht nach vorne und blickte Miss Edevane mitten ins Gesicht als ich fragte:

„Hat Ihre Schwester Sie eigentlich Betty genannt? Die Kurzform für Elizabeth?“

Miss Edevane schwieg.

„Ihre Zwillingsschwester Susan, die Ihnen beinahe bis aufs Haar glich, mit einer Ausnahme.“

Noch immer konnte ich keine offensichtliche Regung erkennen. Doch auch kein Zeichen des Erstaunens. Dafür meinte ich aber, ein anderes Gefühl wahrnehmen zu können. Ganz schwach unter der Fassade der undurchschaubaren Therapeutin schimmerte es kaum merklich hindurch.

„Susan hatte ein blaues und ein kastanienbraunes Auge. Das unterschied Sie beide. Habe ich recht?“

Wortlos stand sie auf, ging zu ihrem Schreibtisch in der Ecke und griff nach einem Bilderrahmen, der dort mit der Rückseite zum Raum neben dem Laptop gestanden hatte. Sie reichte mir das Bild. Es war das farbige Original des Schwarz-Weiß-Fotos im Wartebereich. Die Schwestern Susan und Elizabeth Miller.

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Enthüllung

„Wie haben Sie mich erkannt?“ fragte Miss Edevane schließlich.

„Sie sehen Ihrem kindlichen Ich ähnlicher, als Sie vielleicht denken. Und Sie lieben immer noch Türkis. Aber am meisten waren es Ihre Augen, während ich Ihnen gerade meine Geschichte erzählt habe. Sie waren nicht im Mindesten erstaunt darüber, doch in Ihren Augen habe ich die Traurigkeit und den Schmerz gesehen.“

„Sie sind ein erstaunlich guter Beobachter, Mr. Bold“, sagte Miss Edevane mit belegter Stimme.

„Und dennoch verstehe ich nicht, was das alles zu bedeuten hat. Sie haben Ihren Namen geändert und sind dann zurückgekehrt? Warum?“ fragte ich.

Miss Edevane lächelte amüsiert: „Den Namen geändert? Naja, irgendwie schon, aber natürlich nicht, um mich zu tarnen. Ich war in der Zwischenzeit schlicht und ergreifend verheiratet gewesen und habe den Namen behalten. Edevane ist ein seltener Name, nicht so gewöhnlich wie Miller. Da ist also nichts weiter geheimnisvoll daran.“

„Aber warum bin ich den Geistern der Vergangenheit meiner Therapeutin im Wald begegnet?“ fragte ich etwas verwirrt.

„Die Frage nach dem „Warum“ haben Sie mir doch schon in der ersten Sitzung beantwortet. Erinnern Sie sich?“

Ich dachte nach. „Weil Jacob Fernsby mir mitteilen wollte, dass er unschuldig ist? Dass sein Geist endlich Ruhe findet?“

Miss Edevane schwieg.

„Aber eigentlich meinte ich nicht dieses „Warum“. Ich suche die Antwort auf die Frage, warum ich Szenen aus Ihrer Vergangenheit gesehen habe, und zwar ziemlich genau von dem Moment an, als ich Sie das erste Mal konsultiert habe! Ich meine, das ist schon ein ziemlich großer Zufall.“

„Ein wenig Zufall spielt dabei natürlich mit, Mr. Bold. Aber nicht so viel, wie Sie denken.“ Sie blickte zu Boden. In meinem Kopf begann, sich ein Bild zusammen zu setzen. War ich von selbst auf die Idee gekommen, mit dem Fahrrad von Haslemere nach Fernhurst zu fahren? Nein.

„Warum sind Sie nach Fernhurst zurückgekehrt, Miss Edevane?“

„Jetzt stellen Sie die richtigen Fragen, Mr. Bold. Ich kam tatsächlich erst im letzten Jahr wieder zurück. Und der Grund dafür ist in der Tat recht spannend. Wollen Sie versuchen, von selbst drauf zu kommen?“ Sie sah mich wieder an.

„Lassen Sie mich nachdenken. Etwas muss sich in Fernhurst verändert haben. Sonst wären Sie schon früher zurück gekehrt. Oder eben gar nicht mehr. Was ist letztes Jahr passiert?“

„Sie sind auf der richtigen Spur, aber es hat noch nicht Klick gemacht, richtig? Lassen Sie mich zur Abwechslung mal wieder eine Frage stellen: Warum haben Sie mich konsultiert?“ Sie sah mich herausfordernd an.

„Nun, weil ich Antworten finden wollte auf die Frage, ob es wohl wissenschaftliche Erklärungen für… Moment… Sie meinen nicht dieses „Warum“… Sie meinen, warum ich zu Ihnen und nicht zu jemand anderem gekommen bin?“ Ich hatte das Gefühl, dass sich das Bild langsam vervollständigte, doch ich erkannte das Motiv noch nicht.

„Jetzt müsste es gleich Klick machen bei Ihnen, Mr. Bold.“

Das tat es.

Ich bin es, richtig? Ich bin der Grund dafür, dass Sie zurück gekommen sind. Ich bin vor nicht ganz zwei Jahren nach Haslemere gezogen. Und ich kann Geister sehen und mit ihnen kommunizieren. Haben Sie mich etwa benutzt? Aber wie? Ich meine… Verdammt, natürlich!“ Ich richtete mich in meinem Sessel auf, als es mir klar wurde: „Sie sind mIsSsuS72! Sie haben mir eine Therapeutin empfohlen, die offen ist für paranormale Vorgänge! Sich selbst!“

„Ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig, Mr. Bold. Aber im Wesentlichen haben Sie es erfasst. Nur über die Sache mit den Geistern müssen wir noch einmal reden. Das erscheint mir eine etwas zu simple Vorstellung zu sein, doch es tut erst einmal nichts zur Sache. Sie haben eine außergewöhnliche Gabe. Wie außergewöhnlich diese ist, scheint Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht im Geringsten klar zu sein, Mr. Bold. Und auch ich weiß nicht genau, was das alles zu bedeuten hat. Aber meine Theorie hat sich heute mehr als bestätigt. Und ich habe nebenbei endlich die Antworten auf einige Fragen, die mich seit über 50 Jahren beschäftigt haben!“

+

„Stell dir vor, du bist im Besitz einer DVD mit deinem Lieblingsfilm darauf“, begann Betty ihre Erklärung. Es war am Samstag gegen Mittag, einige Tage später. Ich saß mit Miss Edevane, die ich seit heute Betty nannte, in einem Café in Haslemere. Da sie nicht mehr meine Therapeutin war ging das vollkommen in Ordnung. Vielmehr wollte sie mir sowohl ihre ganze Geschichte erzählen als auch einen Geschäftsvorschlag unterbreiten, wie sie angekündigt hatte.

„Naja, DVDs sind ja nicht mehr wirklich so gebräuchlich… Man streamt mehr heutzutage“, erwiderte ich. Ein strenger Blick über Bettys Brille hinweg ließ mich verstummen. Verdammt, diesen Blick hatte sie bestimmt jahrelang vor dem Spiegel eingeübt, bis sie diese unfehlbare Effektivität erreicht hatte. Sie fuhr ungerührt fort:

„Du weißt, dass da ein Film drauf ist, aber wenn die DVD nur so herumliegt, ist sie nichts weiter als ein Stück Plastik oder aus was auch immer diese Dinger gemacht sind. Und wenn jemand nicht weiß, was eine DVD ist und dass da eventuell bewegte Bilder drauf sind, dann wird er das auch nie erfahren. Um den Film zu sehen, benötigst du einen DVD-Player, also eine Möglichkeit, die Bilder sichtbar zu machen. Der Player allein nützt dir aber auch wieder nichts, denn du brauchst natürlich Strom, um den Player zu betreiben. Und einen Bildschirm. Da muss also vieles zusammen kommen, um den Film aus dem Stück Plastik heraus zu kitzeln.“

Sie ließ ihre Worte eine Weile wirken.

„Und nun stell dir vor, dass sich bewegte Bilder nicht nur auf einem Stück Plastik speichern lassen, sondern dass dies unter bestimmten Umständen, die meist mit extremen Situationen zusammenhängen, auch einfach so in der Welt um uns herum geschieht. Dass sich Szenen der Vergangenheit sozusagen einbrennen in die Umgebung. Vielleicht in das Gestein im Boden zu deinen Füßen, vielleicht aber auch in die bloße Luft. Vielleicht auch als eine Art Parallel-Dimension, die sich unsichtbar über die sichtbare Wirklichkeit legt. Du findest zig Erklärungsversuche dazu im Internet. Manche Menschen denken, dass dann Portale entstehen, die dich in der Zeit oder in der Dimension reisen lassen, manche betrachten das Ganze eben nur als Projektion einer Erinnerung, was im Übrigen auch meiner Vorstellung am nächsten kommt. Aber wie das so ist – es sind alles nur Theorien, die immer nur einen Teil der Geschehnisse erklärbar machen, einen anderen Teil aber gänzlich im Dunkeln stehen lassen. Wir können uns aber darauf einigen, dass es um mehr geht, als um eine ordinäre Geister-Erscheinung.“

Sie schwieg wieder für einige Sekunden.

„Nur wenige Menschen sind grundsätzlich überhaupt in der Lage, diese, nennen wir sie mal Aufzeichnungen, also diese gespeicherten Ereignisse oder auch parallelen Zeitlinien wahrzunehmen, in sie zu reisen oder sie zu erleben, wie auch immer man es ausdrücken möchte. Es ist durchaus denkbar, dass zwei Menschen nebeneinander stehen und einer etwas sieht, das für den anderen unsichtbar bleibt. Vielleicht verschwindet einer auch für ein paar Minuten und taucht dann wieder auf und hat gar merkwürdiges zu berichten. Begünstigt wird all das interessanterweise, so zumindest kann der einzig logische Schluss aus den unzähligen Berichten lauten, durch einen plötzlichen Wetterwechsel. Und besonders gut funktioniert es natürlich bei aufziehenden Gewittern. Wahrscheinlich wegen irgendwelcher elektromagnetischer Aufladungen, wenn ich meine eigene Meinung mit einbringen darf. Die physikalische Komponente an der ganzen Sache hat mich aber nie so richtig interessiert, falls eine solche überhaupt eine Rolle spielt bei diesen Ereignissen. Jedenfalls dürfte dir jetzt klar sein, warum ich dir den ersten Termin so schnell und genau in dieser Woche mit den vielen angekündigten Gewittern gegeben habe. Im Übrigen hatte ich gedacht, dass du dich etwas schneller melden würdest und ich dich etwas länger hätte warten lassen können, was natürlich realistischer gewirkt hätte. Aber du hast echt lange gebraucht für deine Email, nachdem mIsSsuS72 doch all ihre Überzeugungskunst aufgebracht hatte!“

Sie lachte und trank einen Schluck aus ihrem Cappuccino. Mir war unbehaglich. Ich hatte geschwiegen und gelauscht und auch jetzt wusste ich nicht, was ich dazu hätte sagen können. Eine Frage lag mir dann aber doch auf der Zunge.

„Gutes Stichwort“, nahm ich deshalb den Faden wieder auf. „Was ist mIsSsuS72 eigentlich für ein Nutzername?“

 „Naja, er besteht aus Bruchstücken… Ich vermisse Susan seit 1972. Die Groß- und Kleinbuchstaben peppen das ganze optisch auf und zusammen mit meinem Steckbrief und dem ausgewählten Manga-Avatar sollte der Eindruck entstehen, ich sei ein alterndes, paranormal interessiertes Emo-Girl oder sowas in der Art.“

Sie grinste mich an. Ich verschwieg, dass ich mir mIsSsuS72 tatsächlich immer als genau das vorgestellt hatte. Ein bisschen musste nun auch ich lächeln, weil ich mir plötzlich vorstellte, wie Betty wohl immer verschmitzt vor dem Laptop in ihrer Praxis gesessen und sich virtuell in mIsSsuS72 verwandelt hatte. Doch das alles wurde gerade größer und bedeutender, als ich es mir bisher hatte vorstellen können. Zeitsprünge, Dimensionswechsel, Projektionen der Vergangenheit. Ich erinnerte mich nun auch bruchstückhaft an eben solche Berichte aus dem Forum, in dem ich nach Antworten gesucht hatte. Törichterweise hatte ich alles, was nicht direkt mit einem „Geist“ zu tun hatte, immer nur überflogen oder gar nicht erst angeklickt. Ich war wohl etwas zu sehr dem naiven Volksglauben an Geister als Seelen der Verstorbenen auf den Leim gegangen.

„Es gab vor Jahren schon einmal einen Bericht, dass jemand an der Hütte des Blumenmannes diese merkwürdigen Phänomene hatte wahrnehmen können. Ich selbst bin leider nicht in der Lage, etwas Derartiges zu spüren. Sehr bedauerlich, es hätte meine Bemühungen, dieses Thema zu erforschen, um so vieles leichter gemacht. Die Spur damals hat sich auch sehr schnell wieder verloren und so ist es leider in den meisten Fällen: Man liest Berichte, findet aber nicht heraus, wer diese ursprünglich in die Welt gesetzt hat.“

Ein letzter Schluck aus der Tasse und ein Wink zur Theke hinüber, der unmissverständlich Nachschub anforderte.

„Doch dann habe ich von deinem Erlebnis in Irland im Internet gelesen. Ich war ja schon lange vor dir in den Foren unterwegs. Ich war mir relativ sicher, dass du in Irland keinen Geist gesehen hast, sondern in einen dieser Zeit- oder Dimensionssprünge geraten bist. Die typischen Anzeichen der verstummenden Geräusche und der Veränderung der Umgebung hast du damals einfach nicht bewusst wahrgenommen. Die Kirche hat sowieso jegliche Geräusche von draußen geschluckt und sie selbst hat sich wahrscheinlich in den Jahrzenten so gut wie gar nicht verändert gehabt. Und du warst ja auch allgemein in einem sehr schlechten Geisteszustand, wenn man deinem Bericht Glauben schenken darf… Aber wenn es wirklich ein solches Ereignis war, dann wurde auch noch etwas anderes klar: Du musst eine besondere Gabe haben, denn einerseits kannst du mit den Schatten der Vergangenheit kommunizieren. Das klappt in den wenigsten Berichten, doch es kommt schon ab und zu mal vor. Was jedoch andererseits ziemlich einzigartig zu sein scheint ist die Tatsache, dass du Gegenstände von dort mit in deine eigene Zeit nehmen kannst!“

Der nächste Cappuccino wurde geliefert. Ich atmete tief durch. All das war verwirrend, aber gleichzeitig auch aufregend. Mein Herz schlug schnell.

„Ich wollte damals sofort mit dir Kontakt aufnehmen, aber bei deinem Magazin hattest du gekündigt und im Internet trittst du nicht unter deinem echten Namen auf. Ich bin in vielen der einschlägigen Foren und Communities unterwegs, zu Recherchezwecken hauptsächlich. Endlich habe ich dich dann irgendwann in diesem einen Geisterforum identifizieren können. BoldMan666. Also wirklich…“

Sie schüttelte amüsiert den Kopf.

 „Und ich hatte eigentlich vor, dir dort eine private Nachricht zu schreiben und zu fragen, ob du es bist. Aber dann kam mir der einzige wirkliche Zufall in dieser Geschichte zu Hilfe: Du bist nach Haslemere gezogen!“

Sie nahm einen Schluck aus ihrer dampfenden Tasse.

„Weißt du, ich habe hier noch ein paar Freunde in der Gegend und du hast angefangen, als Zugezogener im Buchladen zu arbeiten. Das habe ich recht schnell erfahren.“, sie grinste. „Dorftratsch, du weißt schon. Und du wirst dich nicht mehr daran erinnern, aber an einem deiner ersten Tage im Buchladen war ich dort als Kundin aufgetaucht, um einen Blick auf dein Namensschild zu erhaschen.“

Betty hatte zu dem Zeitpunkt noch in London gelebt, aber sofort ihre Chance gewittert, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Die Wahrheit über den Mörder ihrer Schwester zu erfahren und ihre Theorie zu überprüfen, dass ich die außergewöhnliche Fähigkeit habe, mit den Menschen in diesen Zeitanomalien interagieren zu können. Und eben diese wollte Betty zu gerne weiter erforschen. Sie nahm es als Wink des Schicksals und begann damit, ihre Rückkehr nach Fernhurst zu organisieren. Als das geklappt hatte lenkte sie eine Unterhaltung mit mehreren Personen in besagtem Geisterforum geschickt auf das Thema Therapie. Der Rest ist Geschichte.

„Kommen wir nun zu meinem Vorschlag. Ich bin finanziell sehr gut aufgestellt und habe noch einige Forschungsreisen zu diesen Phänomenen geplant. Es gibt da zum Beispiel diese kleine Insel in den Niederlanden, da soll ein Dorf untergegangen sein und es wurde vor kurzem von einem Ereignis von einigen Teenagern berichtet, das ein derartiger Zeitsprung hätte sein können. Das möchte ich untersuchen. Und ich will dich dabei haben. Vielleicht stelle ich dir bei der Gelegenheit auch mal einen alten Freund aus Deutschland vor, der sich sehr gut mit Geistern auskennt. Er hat schließlich eine ganze Menge davon in seinem Antiquitätenladen. Das hilft uns sicherlich auch, das Phänomen „ordinärer Geist“ von tatsächlichen Zeit- oder Dimensionssprüngen abzugrenzen. Klingt das nicht verlockend? Und um diese Frage gleich zu beantworten: Ich bezahle dich natürlich dafür. Das ist doch eine ziemlich sinnstiftende Art, Geld zu verdienen, oder etwa nicht?“ Sie zwinkerte mir zu: „Und außergewöhnlich und besonders ist es obendrein!“

Was soll ich sagen. Ich habe natürlich zugestimmt. Und ich bin sehr gespannt, was mich in der nächsten Zeit so alles erwarten wird. Stoff für mein Buch, das ich irgendwann mal schreiben werde, sollte ich bei der Arbeit mit Betty jedenfalls zur Genüge sammeln können!

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„Ich habe nie an seine Schuld geglaubt“, sagte Betty leise. Wir waren am Abend noch einmal zur letzten Ruhestätte von Jacob Fernsby im Wald hinter seinem Blütenpalast zurückgekehrt. „Ich hatte zwar als Kind vor allem und jedem Angst, aber ich konnte mir all die Jahre nicht vorstellen, dass dieser freundliche Mann zu so etwas abscheulichem fähig gewesen wäre.“

Betty hatte damals lange mit einem schlechten Gewissen zu kämpfen gehabt, weil sie Susan alleine im Wald beim Blumenmann zurück gelassen hatte. Deshalb hatte sie auch begonnen, sich für die Psyche des Menschen zu interessieren. Und für das Paranormale und insbesondere für die Themen „Dimensionen und Zeit“. Und mit der Evolution des Internets hatte diese Begeisterung erst so richtig Fahrt aufgenommen.

„Der Sohn des Bürgermeisters, der den Mob angeführt hatte, er war der Kerl mit der Narbe, den du gesehen hast… Er hat sich einige Jahre später selbst umgebracht. Damit war dann erst einmal jegliche Möglichkeit, dass die Wahrheit irgendwann ans Licht kommen würde, zunichte gemacht. Aber das Schicksal hat doch noch einen Weg gefunden.“

Sie lächelte. Dann platzierte sie den kleinen handbeschriebenen Stein, den wir am Nachmittag gemeinsam angefertigt hatten, zwischen den Lilien. Jacob Fernsby wollten wir im Wald hinter seiner Hütte in Frieden ruhen lassen. Wir denken, dass es ihm unter seinen Blumen doch am besten gefallen hätte. Das Universum – oder wer auch immer dafür zuständig sein mag – scheint auch damit einverstanden zu sein. Denn wenn ich nun zur Hütte des Blumenmannes spaziere, geschieht nichts Ungewöhnliches mehr. Die Erinnerung an die Vergangenheit wurde wohl gelöscht, das Tor geschlossen. An diesem Ort scheint wieder alles in bester Ordnung zu sein.

Wenn ihr aber einmal im Wald unterwegs seid und inmitten der Büsche und Gräser auffällig viele bunte Lilien entdeckt – dann lasst doch ein paar Grüße für den Blumenmann da. Oder wer auch immer dort seine letzte Ruhestätte gefunden haben mag.

+

Warum sollten eigentlich verschiedene meiner Geschichten nicht miteinander verbunden sein? Diese Möglichkeit wurde mir erst mit dem Schreiben dieser Episode bewusst. Natürlich kann es sein, dass die Erlebnisse von Paul & Sophie in Holland an die Ohren von Miss Edevane gedrungen sind - und dass selbige eine alte Freundschaft mit dem inzwischen bedauerlicherweise verstorbenen Anton Pfundeisen verbindet... Mal schauen, was daraus noch so wird! ;-)

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