Herbst
Ich mag den Herbst, denn er kommt leise,
wie das Ende einer viel zu langen Reise,
die du laut, zu schnell, zu fordernd war –
wie der Sommer auch in diesem Jahr:
Alle mussten draußen sein,
ohne Grund ging keiner rein.
Outdoor-Spaß war Bürgerpflicht,
Stubenhocken leider nicht.
Die Nachbarn wussten gut Bescheid
über deutsche “Sommerzeit”:
Terrasse kärchern, Weber Grill –
wer sich nicht blamieren will.
Lichtschutzfaktor 50 plus,
Sonnenbrille war ein Muss –
übergroß und vom Designer,
dafür war’n die Hosen kleiner.
Kragen stand am Polohemd,
in der Hand ein Drink im Trend,
was mit Spritz und Alkohol –
wahrscheinlich wieder Aperol.
Nee, da lob ich mir die dicken Socken,
das Stundenlang-im-Sessel-hocken,
die Ambient-Playlist, Kaba trinken
und in Büchern ganz versinken.
Im Fernseh’n läuft mit Raumklang-Ton
ein Harry-Potter-Marathon*.
Draußen tanzen Blätterstrudel,
regennass wie einst der Pudel.
Die Bäume leuchten farbenfroh,
des Herbstes Gold brennt lichterloh.
Ich ernte Glück mit jedem Blatt,
das ich im Fluge schnapp’!
Ich mag das Tempo und die Ruh’
und dass ich alles achtsam tu’.
Der Herbst ist meine liebste Zeit,
zumindest bis es wieder schneit!
*Zum Glück würde auch "Herr-der-Ringe-Marathon" perfekt ins Versmaß passen, so dass es auch für die Nicht-Potterheads in Ordnung ist! ;-)